Psychologin Monika Brunsting erklärt, warum eine Legasthenie oft unerkannt bleibt – und wie Betroffene mangels Unterstützung leiden.
Frau Dr. Brunsting, wie diagnostiziert man eine LRS, auch bekannt als Legasthenie oder Dyslexie?
In der Regel wird im Rahmen einer logopädischen Untersuchung abgeklärt, ob ein Kind Unterstützung braucht. Für eine umfassende Diagnose braucht es jedoch ein psychologisches Gutachten, bei dem auch das intellektuelle Potenzial berücksichtigt wird. LRS wird diagnostiziert, wenn die Diskrepanz zwischen IQ und Lese- bzw. Schreibfähigkeit gross genug ist.
Warum gehen Kinder mit ihren Lese- und Rechtschreibproblemen zu Ihnen und nicht zum schulpsychologischen Dienst?
Im Kanton Zürich kommen etliche Kinder zu mir, weil Schulpsycholog:innen die Abklärung vielerorts nicht mehr machen. Oder weil viele Schulen die Eltern zu lange beruhigen. In anderen Kantonen macht das weiterhin der schulpsychologische Dienst. Es kommen auch Erwachsene, die schon in der Schule Schwierigkeiten hatten, nie abgeklärt wurden und jetzt in der Lehre oder Weiterbildung Probleme haben. Ich hatte einen Fall, bei dem jemand durch die Lehrabschlussprüfung gefallen ist, weil er die Fragen nicht schnell genug lesen und deshalb die Kreuze nicht richtig setzen konnte. Er musste ein weiteres Lehrjahr machen. So etwas ist einfach unnötig.
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